Hilfe beim Anlegen – Unser Interview in der Berliner Zeitung und der Frankfurter Rundschau

Finanzberater in meiner Nähe

Die Ersparnisse zu verwalten, stellt viele vor eine große Herausforderung. Ob das Sparziel eine eigene Immobilie oder eine verbesserte Altersvorsorge ist – die Auswahl an Anlagemöglichkeiten ist groß. Finanzberater kennen den Markt und können Hilfestellung geben. Neben den Beratern bei Banken gibt es auch unabhängige Finanzexperten, die auf Provisionsbasis oder gegen Honorar Empfehlungen aussprechen. Doch hier beginnt oft das Problem: Worauf sollte man bei der Auswahl eines Finanzberaters achten?

Branchenzertifikate:

Ein Blick ins Internet zeigt: Es gibt unzählige Finanzberater und auf den Webseiten rangieren die Wörter „unabhängig“ und „fair“ weit oben. Dennoch: „Wenn Sie denken, alle Finanzberater seien zertifiziert und qualifiziert – weit gefehlt“, sagt Maximilian Kleyboldt, Direktor der Bethmann Bank in Frankfurt am Main. Des Weiteren gibt es unzählige Zertifikate über Ausbildungen und entsprechende Titel. Die meisten Titel sind ungeschützt und verschiedenste Institutionen können Leistungen und Ausbildungen nach eigener Vorgabe zertifizieren. Hier sollte man den Dschungel an Zertifikaten differenziert betrachten. Als für die Kunden zuverlässige Zertifizierung nennt Kleyboldt den Titel „Certified Financial Planner®“ (CFP®). „Dieser ist international anerkannt“, sagt er, der selbst CFP®-Professional ist. Die Voraussetzungen für die CFP®-Zertifizierung sind streng. „Dazu gehört eine anspruchsvolle Ausbildung mit Prüfungen, basierend auf internationalen Standards, jahrelange Berufserfahrung und ein einwandfreier Leumund“, sagt Kleyboldt. Die Zertifizierung wird nur für zwei Jahre vergeben und muss dann aufgefrischt werden. „In Deutschland gibt es rund 1600 CFP®-Professionals“, sagt Kleyboldt. Diese arbeiten bei Banken, etwa bei Sparkassen, Volksbanken und Privatbanken, bei Vermögensverwaltern oder sind selbstständige Berater. Auf der Webseite frueher-planen.de oder fpsb.de gibt es ein Suchtool, um einen CFP®-Berater zu finden.

IHK-Regulierung:

Auch die Industrie- und Handelskammern regulieren Finanzberater. Die IHK-Weiterbildung wird mit der Erlaubnispflicht nach Paragraf 34h der Gewerbeordnung abgeschlossen. „Die IHK-Erlaubnispflicht nach Paragraf 34h der Gewerbeordnung wurde speziell für Honorarberater geschaffen, ist aber noch nicht sehr gängig“, sagt Klaus Porwoll aus Berlin, selbst unabhängiger Honorarberater mit einer Gewerbeerlaubnis nach Paragraf 34h. Der Gründer der Pecuniars Gesellschaft muss als Honorarberater nachweisen, dass er unabhängig aus einer breiten Palette an Produkten das geeignete empfiehlt und keine Provisionen erhält. Dies wird jährlich von einem Wirtschaftsprüfer überprüft. Auf der Webseite der Deutschen Industrie- und Handelskammer vermittlerregister.info kann eine Registrierung eines Beraters nach Paragraf 34h überprüft werden.

Mundpropaganda, Social Media:

Die persönliche Empfehlung ist ebenfalls eine Möglichkeit, einen Finanzberater auszusuchen. Hilfe beim Anlegen Einen seriösen Finanzberater zu finden, ist nicht leicht. Eine professionelle Zertifizierung kann Orientierung geben einen Finanzberater auszusuchen. „Ist jemand zufrieden, gibt er gern den Namen seines Beraters weiter“, sagt Porwoll. Kleyboldt zitiert außerdem einige Branchendienste wie den Fuchsbrief, den Elite-Report oder Bewertungen in Branchenmagazinen wie Focus Money oder Euro, die Markttests durchführen und Institutionen, aber nicht einzelne Berater, empfehlen. Bewertungen auf Online-Plattformen sieht er dagegen kritisch, weil die Kriterien dort schwer zu durchschauen seien. Die Verbraucherzentrale Hessen rät davon ab, Finanzberater über Social-Media-Kanäle kennenzulernen. „Diese bauen den Kontakt oft über gemeinsame Interessen und Wertvorstellungen auf“, sagt Katharina Lawrence von der Verbraucherzentrale Hessen. Ein Einstiegsgeschäft mit minimalem Betrag könne ebenso ein Fangangebot sein wie besonders hohe Renditeversprechen.

Persönlicher Eindruck:

„Bevor man eine Entscheidung fällt, sollte man erst mal zwei, drei Finanzberater anschauen“, rät Porwoll und fügt hinzu, dass solche Erstgespräche kostenlos seien. Der Kunde solle prüfen, wie gut der Finanzberater auf die Bedürfnisse des Kunden eingeht, ob er die richtigen Fragen stellt und ob der Kunde sich gut aufgehoben fühlt. Auch Kleyboldt empfiehlt zu beobachten, wie transparent sich der Berater etwa in Bezug auf seine Beratungsprinzipien und sein eigenes Portfolio verhält. „Professionell ist ein ganzheitlicher Ansatz“, sagt Kleyboldt. Zunächst sollte es darum gehen, die gesamte finanzielle Situation des Kunden zu erfassen und seine Risikobereitschaft und seine Ziele zu verstehen. Eine Beratung sollte mit einem „Vermögensstatus“ beginnen. Die Zusammenarbeit mit dem Kunden sollte langfristig und vertrauensvoll angelegt sein.

Provision versus Honorarberatung:

Die Bezahlung von Finanzberatern basiert auf zwei verschiedenen Modellen: Entweder erhalten sie Provisionen auf die verkauften Produkte oder sie erhalten eine Pauschale für die Beratung. „Für mich gibt es kein bevorzugtes Modell“, sagt Kleyboldt. Bei Banken sind die Provisionsmodelle üblich. Der Kunde zahlt jährlich einen Prozentsatz von 0,5 bis 2 Prozent für die Verwaltung der Anlagen. Je größer das Vermögen, desto geringer der Prozentsatz. Ab einer Million Euro liegt der Satz bei einem Prozent oder niedriger. Unabhängige Honorarberater bieten eine provisionsfreie Beratung an. „Selbstständige Berater und Honorarberater haben in der Regel weniger Grundkosten als Banken, da der Overhead wie bei Banken nicht gegeben ist“, sagt Kleyboldt. Das Beratungshonorar wird für eine ausführliche Beratung mit Altersvorsorgestatus und Risikoanalyse fällig und kann je nach Anbieter unterschiedlich anfallen. Es kann zwischen 500 und 1000 Euro liegen. „Es gibt auch eine Beratung mit Stundensätzen und Festpreisen“, sagt Kleyboldt. Bei der Bezahlung auf Basis von Provisionen besteht die Gefahr, dass der Berater nicht unabhängig agiert, sondern vor allem Produkte einer bestimmten Bank oder Versicherung verkaufen will, mit der er wirtschaftlich verbunden ist. Dieses Produkt könne aber am Bedarf des Kunden vorbeigehen“, warnt Porwoll.
Authorin:
MECHTHILD HENNEKE
Quelle:
Berliner Zeitung, Nr. 138, Montag, 17. Juni 2024 – Seite 16